Eine saubere Sache

Abwassermeisterin Hilde Onken verschafft sich einen Überblick über die Inhaltsstoffe, die sich vor und nach den verschiedenen Reinigungsstufen im Wasser befinden.

Wir haben die Absicht, unser Abwasser wieder in die natürlichen Gewässer zurückzuführen. Damit das mit Feststoffen, organischen sowie anorganischen Verbindungen verunreinigte Wasser keine Schäden wie Geruchsentwicklung, Algenwachstum oder Fischsterben nach sich zieht, muss es zuerst aufbereitet werden. Dies geschieht in unserer Aufbereitungs- bzw. Kläranlage, wo das Wasser drei Stufen mit unterschiedlichen Bestandteilen durchläuft. Parameter zur Abwassermenge und Skizzen zur Kläranlage finden Sie hier. 

 

Die mechanische Stufe

In der mechanischen Stufe durchläuft das Wasser zuerst einen Grobrechen, der die Sperrstoffe entfernt. Das anfallende Sieb- und Rechengut wird gesammelt und deponiert. Mittels einer Siebtrommel wird das Wasser anschließend von weiteren, kleineren Störstoffen befreit. Im darauf folgenden, belüfteten Langsandfang sinkt der Sand durch die geringe Fließgeschwindigkeit zu Boden, dank gezieltem Lufteintrag können auch Öle und Fette separiert werden. Sand und andere Fremdstoffe können, wenn sie nicht entfernt werden, Pumpen verstopfen und Maschinen zerstören.

Die biologische Stufe

Diese hat das Ziel, bedenkliche Inhaltsstoffe zu entfernen oder in Stoffe umzuwandeln, die in der Natur keine Schäden anrichten. Dafür werden Bedingungen geschaffen, in denen sich natürliche Mikroorganismen ansiedeln, optimal wachsen und vermehren. Für diese Prozesse benötigen die Mikroorganismen Nährstoffe, die sie dem Abwasser entziehen und somit das Abwasser reinigen. Dieser Teil der biologischen Reinigung findet in Belebungsbecken statt.

Bei unserer Kläranlage in Leer erfolgt diese Reinigung in zwei Schritten:

Das Tiefstrombelüftungsverfahren ist der erste Verfahrensschritt der zweigeteilten Belebung. Die drei Tiefschächte auf der Kläranlage Leer sind baugleich und bestehen aus einem oberirdischen und einem unterirdischen Teil. Der sichtbare Teil besteht aus einem Becken, einer Schneckenpumpe sowie dem Ein- und Auslauf des Schachtes. Der Schacht besteht aus einem 80 Meter langen senkrechten Rohr, in das ein zweites eingehängt ist. Das Abwasser wird mittels der Schneckenpumpe in das Innenrohr gefördert, vermischt sich mit dem ebenfalls hier eingeleiteten Rücklaufschlamm aus der Nachklärung und strömt im Innenrohr nach unten. Der von den Bakterien benötigte Sauerstoff wird auf zwei verschiedene Arten eingebracht: Einmal im Bereich der Schneckenpumpe durch Diffusion an der Grenzfläche "Wasser zu Luft" und direkt in das Innenrohr. Dies erfolgt in einer Tiefe von 12 Metern mit einem Gebläse und in 20 oder 25 Metern Tiefe mit einem Verdichter. Aufgrund des Druckanstieges durch die Wassertiefe (8 bar bei 80 Metern) nimmt die Löslichkeit der Luft und somit auch der Sauerstoffanteil im Wasser zu. Die Belüftung erfolgt in den Tiefschächten 1 und 2 mit Luftsauerstoff, im dritten Tiefschacht wird technischer Sauerstoff eingeblasen.

In der zweiten biologischen Stufe fließt der aus dem Tiefschacht kommende Abwasserstrom in Rundbecken. Hier findet die weiterführende Reinigung statt. Für die optimale Belüftung und Durchmischung sind Plattenbelüfter und Rührwerke in den Rundbecken installiert. Die Belüftung wird über zwei Gebläsemotoren gesteuert, die jeweils zwei unterschiedliche Leistungen haben. Bei Ausfall eines Gebläses kann eine Reservestation diese Aufgabe übernehmen, damit immer ausreichend Luftsauerstoff im Belebungsbecken vorhanden ist. Über eine Sauerstoffmessung (O2-Messung) werden die Gebläsemotoren geregelt und können sich je nach Belastung des Abwassers in ihrer Leistung anpassen.

Die Nachklärung

Zum Schluss folgt die Nachklärung. In drei Becken wird der Schlamm mit Mikroorganismen aus den Belebungsbecken eingeleitet. Durch die Verringerung der Fließbewegung sinkt der Schlamm auf den Boden und das gereinigte Wasser kann im oberen Beckenbereich abfließen. Der Schlamm wird zum Tiefschacht zurückgeführt. Das gereinigte Abwasser wird, bevor es in die Natur zurückgeleitet wird, in unserem Labor auf Restverschmutzung kontrolliert. In Leer wird das gereinigte Abwasser in die Ems geleitet. So schließt sich der Kreis und beginnt von Neuem.

Apropos neu:
Aktuell befindet sich unsere Klärschlammbehandlung im Neubau. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie  hier.