Im Hitzesommer 2020 versorgten die Stadtwerke zahlreiche Bäume mit Wasser

Klimawandel: Stadtwerke raten zu "Doppelstrategie"

Die Stadtwerke Leer raten dazu, für das Leeraner Stadtgebiet ein so genanntes Klimafolgenanpassungskonzept entwickeln zu lassen. Es geht darum, sich besser zu wappnen, um weniger anfällig für die bereits bestehenden und größer werdenden Folgen des Klimawandels zu sein.

Die Stadtwerke in Leer halten es für wichtig, für die Stadt Leer als Ergänzung zum bestehenden Klimaschutzkonzept ein so genanntes Klimafolgenanpassungskonzept zu entwickeln. Es gehe nicht nur darum, durch Energieeinsparungen den Co2-Ausstoß zu verringern und das Klima zu schützen. „Wir müssen uns gleichzeitig auch in allen Handlungsfeldern anpassen, um die Anfälligkeit gegenüber den bereits bestehenden Folgen des Klimawandels zu reduzieren“, sagt Vorstand Claus-Peter Horst, der zu einer „Doppelstrategie“ rät. Als Beispiel nennt er den Landkreis Osnabrück, der wie viele weitere Kommunen so verfahre. Gerade in den Aufgabengebieten der Stadtwerke sind die Folgen des Klimawandels bereits seit Jahren in einem wachsenden Ausmaß zu spüren.

Ein Beispiel: Seit mehr als 15 Jahren kommt es bei Starkregenereignissen dazu, dass Straßen in Leer überflutet werden. Es seien bereits viele Millionen Euro in den Bau größerer Kanäle investiert worden, doch alleine durch technische Lösungen sei das Problem nicht in den Griff zu bekommen. Vielmehr muss es das Ziel sein, Regen künftig dort zwischenzuspeichern, wo er anfällt, bevor er den Weg in die Kanalisation findet. „Bereits bei der Planung von Neubaugebieten oder Straßen muss verbindlich vorgeschrieben werden, dass zum Beispiel Mulden in Straßenräumen, in Grünzonen oder auf Spiel- und Sportplätzen angelegt werden“, sagt Horst. Die speziell in Ostfriesland vorkommenden weit verzweigten Gräben-Systeme seien ein gutes Beispiel für intelligente Entwässerungsstrukturen. Nunmehr sei es an der Zeit, auch in dicht bebauten Stadtteilen das wiederzubeleben, „was unsere Vorfahren schon gut und richtig aufgebaut haben“. Hilfreich sei auch das Thema Entsiegelung - zum Beispiel von zum Teil vollständig gepflasterten oder asphaltierten Straßen. Der Bau von Geh- und Fahrbelägen mit einer wasserdurchlässigen Pflasterung ist ebenfalls eine gute Option. Solche und weitere Vorgaben sind bereits auf Anraten der Stadtwerke als Ziele in den Rahmenplan für die Sanierung der Weststadt aufgenommen worden. Sinnvoll wäre es, diese Ziele für die gesamte Stadt zu adaptieren. Weiteres Beispiel: Die zuletzt sehr heißen Sommer mit ihren Dürrephasen sorgen für Schäden an den rund 9000 städtischen Bäumen. Die Stadtwerke sind deshalb dazu übergegangen, Fahrzeuge mit Wassertanks einzusetzen, um zahlreiche Bäume gezielt zu bewässern. Der bessere Weg wäre es, an Ort und Stelle gespeichertes Regenwasser auch und insbesondere den Pflanzen und Bäumen vor Ort zuzuführen und nicht gleich über die Kanalrohre aus der Stadt hinauszuleiten. Der gesunde Erhalt der Stadtbäume und auch der Grünzüge und Parks führe wiederrum dazu, dass sich das „Kleinklima“ in einer Straße oder einer Siedlung verbessere.

Viele weitere Optionen, um die Stadt besser an die Klimawandel-Folgen anzupassen, müssten nach Ansicht von Horst in einem Klimafolgenanpassungskonzept zusammengefast und als verbindliche Maßgabe für die Verwaltung durch den Rat beschlossen werden. Damit würde das Umsetzen der vielen guten Ansätze des bestehenden Klimaschutzkonzeptes ergänzt werden.

Was das Klimaschutzkonzept betrifft, planen die Stadtwerke, sich weiterhin verstärkt mit ihrer Tochter, der Stadtwerke Energie GmbH, einzubringen. Nachdem die GmbH zu Jahresbeginn mit dem Faulturm auf der Kläranlage bereits das größte Klimaschutzprojekt der Stadt realisieren konnte, soll sie nun weitere klimafreundliche Projekte in Angriff nehmen. So schlägt Horst vor, dass sich die Energie-GmbH „darum kümmern könnte, weitere Photovoltaik-Vorhaben auf kommunalen Dächern umzusetzen“. Die Stadtwerke begrüßen daher einen von allen Parteien unterstützten Antrag, mehr Photovoltaik auf die Dächer zu bringen.