"Unser Trinkwasser ist in jeder Hinsicht einwandfrei"

Die Stadtwerke in Leer waren jetzt ein Ziel auf der Sommertour von Viola von Cramon-Taubadel (Grüne). Vor allem ging es in dem Austausch der EU-Parlamentarierin mit Claus-Peter-Horst und Thomas Keller um den Schutz des Trinkwassers.

LEER - „Momentan befinden wir uns noch gewissermaßen auf einer Insel der Glückseligen. Unser Trinkwasser ist in jeder Hinsicht einwandfrei“. Das betonten Stadtwerke-Vorstand Claus-Peter Horst und der kaufmännische Leiter und Prokurist, Thomas Keller, am Mittwoch in einem Gespräch mit der EU-Parlamentarierin Viola von Cramon-Taubadel (Bündnis 90/Grüne), die auf ihrer Sommerreise Station in Leer machte. Gemeinsam mit den Kreisvorstandsmitgliedern der Grünen, Lutz Drewniok, Nicole Rosch und Wilhelm Bloem tauschte sie sich im Alten Wasserwerk mit den SWL-Verantwortlichen aus, informierte sich vor allem über das Thema Trinkwasser. Das Treffen fand im Alten Wasserwerk statt, da der Zutritt zum Gelände des neuen Wasserwerks aktuell aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich ist.

Dass sich Leer noch auf einer Insel der Glückseligen befindet, hat einen einfachen Grund: „Das Grundwasserstockwerk, aus dem wir unser Wasser fördern, befindet sich in einer Tiefe von etwa 70 Metern“, sagte Thomas Keller. Bis es dort unten angekommen sei, dauere es 40 bis 50 Jahre. Soll heißen: Belastungen, die erst in den vergangenen Jahren verursacht worden seien, könnten sich nicht auf das Grundwasser auswirken, das derzeit gefördert werde. Insofern müsse man sich aber Sorgen mit Blick auf die künftigen Generationen machen, erklärte Horst, der begrüßte, dass die neue Düngeverordnung im Frühjahr beschlossen worden sei. Viele Landwirte hatten Widerstand gegen die verschärften Regeln geleistet. Von Cramon betonte, dass sie zwar viele Argumente der Landwirte nachvollziehen könne. Dennoch sehe sie diese in der Pflicht und erwarte von ihnen „mehr konstruktive Vorschläge zur Lösung der Trinkwasserproblematik“. Aus ihrer Sicht sei es wichtig, dass bei diesem Thema immer wieder alle Vertreter verschiedener Interessen das Gespräch miteinander suchten. Thomas Keller betonte, dass es in dieser Hinsicht in der Tat eine gute Zusammenarbeit gebe. Die Stadtwerke und vier weitere Wasserversorger in der Region arbeiteten in einer Kooperation Hand in Hand mit Landwirten, um Lösungen für den Grundwasserschutz zu realisieren.

Dass nicht nur die aufgrund von Überdüngung steigenden Nitratwerte eine Gefahr für das Trinkwasser darstellten, sondern immer mehr auch die zunehmende Versalzung der Ems, die mit den Tiden in die Region strömt, machte Claus-Peter Horst deutlich. Was den Fluss betrifft, schlagen quasi zwei Herzen in seiner Brust, denn die Stadtwerke sind nicht nur für gutes Trinkwasser, sondern auch für den Betrieb des Hafens zuständig. Es sei zum einen natürlich positiv zu sehen, dass versucht werde, den Ems-Schlick am Sperrwerk in Gandersum zu bremsen, so dass dieser nicht in den Hafen und ins Leda-Jümme-Gebiet gelangen könne. Zum anderen hätte eine flexible Tidesteuerung in Gandersum jedoch auch Nachteile für den Seehafen Leer. Er sei dann für Seeschiffe schwerer erreichbar. Langfristig drohe dann das Aus für den Seehafen. Für Horst gibt es daher nur eine sinnvolle Lösung: „Das Emssperrwerk braucht eine Schleuse“.

Neben der Problematik der Klärschlammentsorgung, auf die bei den Stadtwerken unter anderem mit dem Bau eines Faulturms reagiert wird, ging es in der Diskussion auch um das Thema Starkregenereignisse, das Claus-Peter Horst und Thomas Keller unter den Nägeln brannte. „Wir wissen in solchen Fällen nicht, wohin mit dem ganzen Wasser“, betonte Horst. Bei Unmengen an Regenwasser, die in Kürze auf die Erde herunterprasselten, sei das Kanalsystem zwangsläufig überfordert. Ein Grund dafür sei die zunehmende Versiegelung. Er sieht die Lösung in einem längst überfälligen „Regenwassermanagement“, das in künftigen Beteiligungsprozessen eine Rolle spielen müsse. Aus Sicht von Horst sei das alternativlos, „weil wir als kleiner Versorger sonst keine Chance haben“. Von Cramon pflichtete ihm bei, dass es „gesetzliche Vorgaben geben muss“. Alle Beteiligten müssten an einen Tisch geholt werden, um das zu diskutieren. Wichtig wäre dabei, auch Vertreter aus anderen Kommunen ins Boot zu holen, in denen diese Problematik bereits mit erfolgreichen Konzepten angegangen werde. Setzen sollte man aus ihrer Sicht natürlich darauf „grüne Innenstädte“ zu schaffen, die „viel Potenzial für eine Beatmung“ geben würden.