Erster wichtiger Test für den neuen Faulturm

Es ist das größte Klimaschutzprojekt in der Stadt Leer: der Faulturm auf dem Gelände der Kläranlage. Aktuell steht ein wichtiger Test an. Im Sommer soll die Inbetriebnahme sein.

Es ist der vorletzte Schritt vor der Inbetriebnahme des Gesamtprojekts „Neubau der Klärschlammbehandlung“ der Stadtwerke Leer und ihrer Tochtergesellschaft Stadtwerke Leer Energie GmbH: Aktuell wird der 1800 Kubikmeter fassende neue Faulturm bis oben hin mit Wasser gefüllt, „um zu überprüfen, ob dieser dicht ist“, wie Harald Densow erklärt. Er ist Leiter der Kläranlage, auf deren Grundstück der Faulturm seit Ende Mai 2018 gebaut wird. Es gehe darum, „dass es keine Leckstellen geben darf“. Densow betont, „dass wir für den Test bewusst kein Frischwasser nutzen, sondern Nachklärwasser“. Dadurch werde Geld gespart, weil es sich um Schmutzwasser handelt, das gereinigt wurde und vom Ablauf der Kläranlage in den Faulturm gefüllt wird.

Durch das Befüllen mit Wasser wird der Faulturm bereits für die Bakterien vorbereitet. Wenn er dicht ist und voraussichtlich im Sommer in Betrieb genommen werden kann, wird das Wasser auf 35 bis 37 Grad erwärmt, so dass Mikroorganismen optimale Lebensbedingungen haben. Anschließend wird nach und nach Klärschlamm in den Turm gepumpt. Dann kann der Faulungsprozess starten.

Der Klärschlamm spielt bei dem Neubauprojekt die entscheidende Rolle. Er entsteht tagtäglich in großen Mengen bei der Abwasserreinigung. Pro Jahr kommen dabei auf der Kläranlage etwa 1200 Tonnen zusammen. Hauptziel des Faulturm-Betriebs ist es, die im Klärschlamm enthaltene Energie – Faulgas – zu entnehmen und nutzbar zu machen. Als Nebeneffekt verbessert sich die Entwässerungseigenschaft des Schlamms und führt in den weiteren Behandlungsschritten auf der Kläranlage zur Verringerung der Entsorgungskosten. Konkret bedeutet das: Während des etwa 20 Tage andauernden Gärungsprozesses werden dem Schlamm die organischen Stoffe entzogen, so dass sich die Schlamm-Menge um etwa ein Drittel reduziert.

Letztlich werden nicht nur Entsorgungskosten für den Klärschlamm gespart. Ein weiterer großer Vorteil: Die entnommenen Gase wie zum Beispiel Methan werden mit Hilfe eines Blockheizkraftwerks in elektrische und in thermische Energie umgewandelt. Zum einen soll der erzeugte Strom für den Betrieb der Kläranlage genutzt werden. Zum anderen wird die Wärme genutzt, um den Faulturm zu beheizen. Stadtwerke-Vorstand Claus-Peter Horst spricht vom größten Klimaschutzprojekt in der Stadt Leer, denn der Faulturm sorgt auch dafür, dass sich die Emissionen der Stadtwerke deutlich reduzieren – nach letzten Berechnungen um etwa 742 Tonnen Co2 pro Jahr.

Mit Kosten in Höhe von rund 6,5 Millionen Euro ist der Faulturm veranschlagt. Gefördert wird das Projekt mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) „für Energieeffizienzmaßnahmen bei öffentlichen Abwasseranlagen“. Als letzter Schritt steht noch ein erster Testbetrieb an. Überprüft werden soll dann, ob die komplette Maschinen- und Elektrotechnik im Faulturm funktioniert.